Unsere Green Recruiting Workshop-Expertin Kristýna Jaklová berichtet von ihrer Arbeit
Liebe Kristýna, magst Du dich uns vorstellen?
Ja, gerne, ich begleite seit fast fünf Jahren Teams und Organisationen dabei, sich auf die Zukunft vorzubereiten und/oder eine lebenswerte Zukunft zu gestalten. Sei es etablierte Organisationen im Aufbruch oder solche, die gerade mit deren Start-up-Vorhaben in den Startlöchern stehen.
Nach meinem Studium im Bereich Nachhaltige Entwicklung an den Universitäten in Leipzig und Graz habe ich erstmal selbst an einem grünen Gründungsvorhaben gearbeitet. Dieser Prozess sowie die Teilnahme in vielen Start-up Inkubatoren und Acceleratoren haben mich auf die Innovationstechniken aufmerksam gemacht, deren Wichtigkeit und Einsatz in dem Impact-Sektor damals in meinen Augen noch sehr unterschätzt war.
Kreatives, disruptives Potenzial von Entrepreneurship gepaart mit Erreichung von positiver Umweltwirkung – das wurde zu meiner Passion. So habe ich mich nach dem Studium zusätzlich als Design Thinking Coach ausbilden lassen. Seit der Zeit arbeite ich in Abwechslung selbständig oder für Innovations-Agenturen. Aktuell bin ich hauptberuflich ein Teil von HolyPoly GmbH. Gemeinsam helfen wir großen Kunstoffproduzenten den Weg in die Kreislaufwirtschaft zu finden: vom Konzept, User Research, Rücknahmesystemen, Materialtests bis zu Serie – alles aus einer Hand.
Als gebürtige Tschechin und jemand der oft und viel mit unterschiedlichen Kulturen und Nationalitäten im Kontakt war/ist, bin ich sehr kosmopolitisch denkend und schaue auch interkulturell gerne über den Tellerrand. Ich genieße es sehr durch meine Arbeit immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt zu werden und mich in neue Themen Eindenken zu müssen. Da für meine Arbeit die Nutzer:innen-Freundlichkeit und -Ausrichtung neben positiver Umweltwirkung eine zentrale Rolle spielt, rede ich gerne und viel mit Menschen und lerne beim Zuhören deren Perspektive und Probleme kennen. Das hilft mir dann wiederum sehr auch bei der Moderation und Durchführung von Workshops.
Mit welchen Workshop-Methoden arbeitest Du?
Effektivität ist ein großer Bedürfnis von mir. Dieser spiegelt sich auch in meiner Arbeit wieder. Ich lege viel Wert darauf, Diskussion und Austausch produktiv, reibungslos und zielorientiert zu gestalten, sodass innerhalb von kurzer Zeit viel entstehen kann und die Teilnehmer:innen informiert, inspiriert und motiviert den Raum oder den Videocall verlassen.
Dabei bediene ich mich an Methoden und Mindsets von Agilem Arbeiten, Design Thinking, System Thinking und New Work. Mein Anliegen dabei ist, diese häufig verwendeten Buzzwords mit Leben zu füllen und zeigen, wie Kollaboration in diesem Rahmen aussehen und funktionieren kann. Diese Methoden sind für mich ein Mittel, mit dem ich Kreativität und Schwarmintelligenz der Gruppe innerhalb kurzer Zeit aktivieren kann. Die Voraussetzung dafür ist, dass sich die Teilnehmenden trauen, mit mir den Prozess mutig und offen durchzulaufen und alle Bedenken, Ängste und Konventionen für einen Moment abzulegen.
Konkret heißt dies, dass Fragestellungen und Herausforderungen Schritt für Schritt aufgearbeitet werden, wobei die Aufmerksamkeit der Gruppe immer an unterschiedliche Elemente gelenkt wird. So entsteht in gemeinsamen Austausch und schnellem Tempo neues Wissen, neue Stolpersteine werden aufgedeckt, AHAs werden geteilt. Öffnen und Schließen, also weites Denken und Zusammenfassen, nennt man diesen Prozess in dem Fachjargon.
Diese Herangehensweise kombiniere ich mit Prinzipien und Ansätzen aus der Nachhaltigkeitsforschung und regenerativen Ökonomie. So möchte ich in diese ernsten und oft mit Demut belegten Themen Leichtigkeit und Zuversicht reinzubringen. Denn wer hat gesagt, dass das Nachdenken über nachhaltige Innovationen keinen Spaß machen kann.
Was macht Deine Workshops einzigartig?
Diese Frage würde ich am liebsten meine Teilnehmer:innen beantworten lassen.
Meine Workshops sind maßgeschnittene Formate, die von Anfang an mit der Zielgruppe beziehungsweise Empfänger:innen und deren Welt im Blick geplant worden sind. Ich verbringe viel Zeit damit, für jeden Anwendungsfall die bestmöglich passenden Methoden zu finden. Deswegen ist jeder Workshop ein Unikat.
Ich biete und halte den Rahmen, begleite. Der entscheidende Element jedes Workshops sind aber die Teilnehmenden selbst. Deren Offenheit und Lust sich an die Methoden und Prozess einzulassen und sich zwei Stunden führen zu lassen. Perspektivenvielfalt ist dabei ein echter Mehrwert. Auch deswegen wird nie ein Workshop identisch sein.
An der Stelle gehört sich vielleicht noch einzuschieben, was ein Workshop in meinem Verständnis bedeutet: Workshops sind für mich keine Seminare oder Vorträge. Ein Workshop lebt aus einer aktiven Beteiligung aller Teilnehmenden, die deren Ideen und Perspektiven, Einschätzung und Erfahrungen miteinander teilen. In einem realen Setting gelingt es am besten in einem dazu geeignetem Raum, der viel Möglichkeiten für Bewegung im Körper und Kopf bietet. Mittlerweile schaffen wir diese – zumindest gedankliche Bewegung – auch sehr gut in einem virtuellen Raum zu schaffen.
Bei Green Recruiting kombiniere ich gemeinsam mit Co-Initiatorin Janine Kaselitz einen inhaltlichen Teil mit dem interaktiven Workshopteil. Das klappt bisher laut den ersten Teilnehmerfeedbacks wunderbar.
Wie bist Du zur Green Recruiting gekommen?
Ich wurde am Anfang der Pandemiekrise von Lutz Leichsenring, ebenfalls Co-Initiator von Green Recruiting, initiativ angesprochen. Das war eine Zeit, die viele Menschen zum Umdenken gebracht hat. Das zwanghafte Ausreißen aus den eingefahrenen Routinen und die neu gewonnene Zeit zum Nachdenken haben damals einige neue Dinge entstehen lassen. Ich hatte damals plötzlich freie Kapazitäten und Lust neue Projekte anzufangen. Der Ansatz das Potenzial der Personalabteilungen als Treiber für die Organisationstransformation hinzu Nachhaltigkeit zu nutzen und unterstützen schien mir erfrischend neu und schlüssig.
Interaktion und Kollaboration standen dabei von Anfang an im Fokus. So wurde schnell klar, dass professionell gestaltete und umgesetzte Workshops (auch in virtueller Umgebung) einen wertvollen Beitrag für das Vorhaben und die Initiative bringen würden, und so bin mich mit mit eingestiegen.
Warum braucht es Deiner Meinung nach ein Umdenken?
Wie Albert Einstein sagt: “We cannot solve our problems with the same thinking we used when we created them.” Die Herausforderungen die unsere Generation zu bewältigen hat, benötigen neue Denkweisen. In einer Welt die komplexer, unvorhersehbarer, mehrdeutiger und unstabiler denn je ist (VUCA Welt), müssen wir lernen, anders zu planen und navigieren. Systeme und Strukturen müssen flexibler und resilienter werden, um auf jegliche Eventualitäten reagieren zu können. Das hat zur Konsequenz, dass Entwicklungsprozesse und Innovationbestrebungen neu gedacht werden müssen. Die Zeiten, in denen eine Person Antworten an alle Fragen hatte, sind vorbei. Wir müssen es schaffen, zusammen zu denken, und dazu möchte ich einen Beitrag leisten.
Gleichzeitig befinden wir uns in einem Notzustand, der ein schnelles Handeln erfordert. Warten auf Politik kann zu viel irreversiblen Verlust bedeuten. Jede:r muss dort Anfangen, wo er oder sie kann und wo er oder sie als Individuum die größtmögliche Wirkung erzielen kann. Organisationen bestehen aus Menschen und wenn jeder so handeln würde, bietet es einen enormen Potenzial. Politik mag hinterher ziehen.
Was ist Dir beim ersten „Connecting Green Minds“-Workshop aufgefallen?
Ich denke, wir konnten mit Pia Kohn und Janine Kaselitz beweisen, dass auch online ein lebendiger und inspirierender Raum geschaffen werden kann. Nicht nur, dass alle durch die Pandemie Online-Formate akzeptieren gelernt haben, dank neuen online Kollaborationstools wie z. B. miro (kollaboratives online Whiteboard und viel mehr) kann sowas wirklich Spaß machen und ein Gefühl von Vertrauen entstehen lassen.
Die Teilnehmer:innen waren sehr gut durchmischt – Einsteiger:innen, erfahrene HR-Manager:innen, Menschen auf den Führungspositionen aus kleinen und großen Organisationen durften sich zwei Stunden lang gemeinsam Austauschen und inspirieren. Das hat laut den Feedbacks neben dem strukturiertem Vorgehen echten Mehrwert und neue Einblicke gebracht.
Es gab wiederholende Themen wie das mangelnde Verständnis für Diversität oder Generationen-Clash. Die Teilnehmenden waren sehr motiviert, Veränderungen anzugehen und neue Ansätze willkommen zu heißen. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass für die erfolgreiche Umsetzung die ganze Organisation und Belegschaft an einem Strang ziehen muss.
Ich bin schon sehr gespannt, was wir in den nächsten Workshops herausfinden werden.
Danke Kristýna, für den Einblick in Deine kreative Workshops, wir freuen uns sehr, dass wir mit dir zusammenarbeiten dürfen 😊
Headerbild Credit: Ulli Holzmann