Wie sich engagierte Talente und verantwortungsvolle Arbeitgeber finden

Autorin: Charlotte Clarke von NachhaltigeJobs.de

Klimawandel, Plastikflut, Artensterben – unser Planet steckt in Schwierigkeiten. Viele Unternehmen verwenden »Nachhaltigkeit« mittlerweile für den Aufbau ihres Images und richten eigene Abteilungen für »Corporate Social Responsibility« (CSR) ein. Dabei sind sie auf der Suche nach den passenden Mitarbeitenden, engagierten Talenten, die mit dem richtigen Mindset, Know-how und frischen Ideen den Weg in Richtung Zukunftsfähigkeit unterstützen. 

Doch dass sich Jobsuchende und Arbeitgeber als perfektes “Match” finden, ist alles andere als selbstverständlich. Des Weiteren ist es für Bewerber:innen nicht immer einfach, bei dem “grünen Glanz” Unternehmen zu finden, deren Werte und Arbeitskultur wirklich gut zu den eigenen Wünschen und Vorstellungen passen. Wir zeigen dir, von wo aus du deine Suche starten kannst und woran du echte unternehmerische Verantwortung erkennen kannst.

1. »Grüne« Jobportale

Eine erste Anlaufstelle, um dir einen Überblick über den Jobmarkt zu verschaffen, sind spezialisierte Jobportale. 

Auch innerhalb der nachhaltigen Jobportale gibt es branchenübergreifende Plattformen (z.B. NachhaltigeJobs.de) sowie Stellenbörsen, die sich auf eine bestimmte Branche, etwa Umwelttechnik (z.B. greenjobs.de) oder die Entwicklungszusammenarbeit (z.B. epojobs.de) spezialisiert haben.

Hier zählt Qualität statt Quantität! Zwar ist die reine Anzahl an Stellenangeboten auf den kleineren Plattformen natürlich kleiner als bei den allseits bekannten marktführenden Jobbörsen, jedoch kannst du dir bei den auf Nachhaltigkeit spezialisierten Portalen die Mühe sparen, die Spreu vom Weizen trennen zu müssen. Denn hier achten die Betreiber:innen in aller Regel darauf, dass die Arbeitgeber bzw. die Tätigkeitsbeschreibungen gewisse Kriterien erfüllen. Außerdem findest du hier auch mit höherer Wahrscheinlichkeit Ausschreibungen von kleinen Unternehmen, Non-Profits oder Stiftungen, die auf den großen Portalen ggf. eher nicht veröffentlichen.

Darüber hinaus findest du im Company-Verzeichnis von NachhaltigeJobs eine umfangreiche Liste an potentiellen Arbeitgebern des Nachhaltigkeits-Sektors.

Evangeline Shaw via Unsplash

2. Karrieremessen

Messen, Konferenzen und Business-Events sind hervorragende Möglichkeiten für den professionellen Austausch und natürlich auch zum Netzwerken mit potentiellen neuen Arbeitgebern. Größter Vorteil eines Messebesuchs ist und bleibt: Der direkte und persönliche Kontakt mit den Ausstellern vor Ort. Sich bei der Bewerbung auf ein gutes Gespräch auf der Messe beziehen zu können und dem Unternehmen bereits positiv aufgefallen zu sein, kann der entscheidende Vorteil sein.

Neben den klassischen Karriere-Messen kann sich auch als Jobsuchende:r der Besuch einer Verbrauchermesse absolut lohnen. Warum? Nun, falls du schon als Kund:in von den nachhaltigen Produkten eines Unternehmens überzeugt bist – vielleicht wäre dieses ja auch ein attraktiver Arbeitgeber? Und auf Verbrauchermessen tummeln sich häufig junge Unternehmen mit frischen Ideen, die auf der Suche nach engagierten Mitarbeitenden sein könnten! Ein großer Vorteil der Verbrauchermessen ist zudem, dass du hier als Jobsuchende:r in aller Regel viel weniger Konkurrenz hast als auf reinen Karrieremessen: Denn schließlich sind die meisten Besucher:innen logischerweise Verbraucher:innen, die hier einkaufen möchten. Während die Aussteller am Ende einer Jobmesse mit einem ganzen Stapel an Bewerbungen nach Hause fahren, wirst du in deiner Rolle als Jobsuchende:r auf einer Verbrauchermesse viel eher herausstechen bzw. in Erinnerung bleiben.

Auch im Jahr 2022 warten wieder zahlreiche spannende Nachhaltigkeits-Messen, Karriere-Events und Jobmessen (sowohl analog als auch online) auf deinen Besuch. Einen detaillierten Überblick zu den spannendsten Nachhaltigkeits-Events 2022 findest du hier.

Bei Green Recruiting bringen wir Gamification auf Messen und Unternehmensevents, um spielerisch ein Matching zwischen Future Talents und Unternehmen herzustellen. Mehr dazu liest Du hier.

3. Unternehmensverbände und Zertifizierungen

Auf der Suche nach nachhaltigen Arbeitgebern können Unternehmensverbände und -Netzwerke, in denen sich verantwortungsvolle Firmen zusammenschließen, gute Ausgangspunkte für die Recherche sein. Beispiele für grüne Unternehmensverbände sind: 

Prinzipiell ist in Bezug auf die Mitgliedschaft in Wirtschaftsverbänden jedoch auch ein kritisches Auge gefragt. Denn Vertreter:innen bestimmter Verbände (auch solcher mit grüner Fassade) üben durch Lobbyarbeit Einfluss auf die Politik aus – und das oftmals nicht im Sinne der Nachhaltigkeit, z.B. indem sie sich für umstrittene Lockerungen von Verbraucher- und Umweltschutzrichtlinien einsetzen. Kritische Informationen über die Aktivitäten von Wirtschaftsverbänden und deren Mitglieder findest du z.B. auf Lobbypedia und beim LobbyControl e.V.

Einen Schritt weiter in Richtung Nachhaltigkeit gehen jedoch Unternehmen, die für die Aufnahme in ein Netzwerk zunächst eine Zertifizierung durchlaufen. Beispiele dafür sind die Gemeinwohl-Ökonomie sowie die B Corporations. Um die Zertifizierung zu erhalten, müssen die Unternehmen transparent machen, mit welchen Aktivitäten sie ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung gerecht werden.

Firmbee.com via Unsplash

In Zusammenarbeit mit Zertifizierungsexpert:innen entwickelt die Green Recruiting Initiative derzeit Indikatoren in den Kategorien Kultur, Governance und Transformationswille, um ein Transparenz Siegel auf den Markt zu bringen. Mehr dazu erfährst Du hier.

4. Online-Netzwerke

In Online-Netzwerken kannst du nicht nur spannende Unternehmen entdecken, sondern dein Netzwerk aktiv erweitern und mit deinen Kontakten in den Austausch gehen.

Speziell für nachhaltige Unternehmen, Social Entrepreneurs, gemeinwohlorientierte Initiativen und Zukunftsgestalter:innen, die auf der Suche nach (beruflichen) Netzwerkpartner:innen oder Unterstützer:innen sind, gibt es sogar eine eigene Social Media-Plattform: Das reflecta.network. Ähnlich wie bei LinkedIn oder Facebook kannst du dir hier entweder als Organisation oder Privatmensch kostenlos ein Profil anlegen. Über einen intelligenten Matching-Algorithmus findest du ganz leicht Gleichgesinnte und passende Kontakte oder du stöberst einfach in der umfangreichen Datenbank. Alle Unternehmen, die sich mit einem Profil registrieren, werden von den Plattformbetreiber:innen geprüft.

Doch auch die “klassischen” Karriere-Plattformen Xing und LinkedIn können dir gute Dienste leisten. Es empfiehlt sich, dein eigenes Profil aktuell zu halten und anzugeben, was du suchst oder welche Themen dich interessieren – so können potentielle Netzwerkpartner:innen leicht Gemeinsamkeiten erkennen und du wirst (auch von potentiellen Arbeitgebern) besser gefunden.

Doch auch du kannst dich natürlich aktiv auf die Suche nach interessanten Kontakten begeben. Das können z.B. Menschen sein, die bereits in dem Berufsfeld oder in dem Unternehmen arbeiten, in das du gerne einsteigen möchtest. Verschaffe dir Sichtbarkeit, indem du z.B. Beiträge anderer kommentierst oder sogar selbst Beiträge verfasst. Eine gute Möglichkeit für den fachlichen Austausch sind die Gruppen, die es zu unzähligen Schwerpunktthemen gibt (z.B. “Nachhaltigkeit & Digitalisierung” oder “Nachhaltigkeit im Mittelstand” uvm.). Diese kannst du ganz einfach über die Stichwortsuche bei Xing oder LinkedIn finden.

Zahlreiche Tipps, wie du erfolgreich auf Online-Plattformen ein qualitativ hochwertiges Netzwerk aufbaust, findest du hier.

5. New Work: Arbeitgeber mit remote Stellen finden

Ein New Work-Trend, der bis vor einigen Jahren vorrangig in der IT-Branche üblich war, ist nun im Zuge der Pandemie auch in zahlreichen anderen Branchen angekommen: Mittlerweile bieten immer mehr Arbeitgeber aus verschiedensten Branchen ihren Mitarbeitenden ortsunabhängige (remote) Stellen an. 

Unter remote Arbeit versteht man, dass einige (oder auch sämtliche) Tätigkeitsbereiche innerhalb des Unternehmens dezentral ausgeübt werden, d.h. die betreffenden Mitarbeitenden pendeln zum Arbeiten nicht in eine Bürozentrale, sondern erledigen z.B. von zu Hause aus ihre Arbeit. Viele Arbeitgeber übernehmen, falls gewünscht, zudem die Kosten für einen Schreibtisch in einer Coworking Space in der Nähe des Wohnorts der Mitarbeitenden oder für die Arbeitsausstattung für den Arbeitsplatz im Home Office.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie kann dadurch vereinfacht werden und auch ein Umzug für den neuen Job wird in aller Regel somit überflüssig. Vor allem entfällt die tägliche, Lebenszeit raubende Pendelei ins Büro. Letzteres hat nicht nur persönliche Vorteile für die Mitarbeitenden (mehr Zeit, geringere Spritkosten, weniger Stress durch das Im-Stau-Stehen etc.), sondern auch ganz unmittelbare, positive Auswirkungen auf die Umwelt: Denn der Verkehrsaufwand, der allein durch Berufspendler:innen verursacht wird, macht laut dem Umweltbundesamt stolze 18 % des Gesamtverkehrsaufwands aus. Hier besteht also ein riesiges Potential zur Reduzierung von CO2-Emissionen, Feinstaub- und Lärmbelastung! 

Du liebäugelst mit einem remote Job und möchtest gleichzeitig positiv in der Welt wirken? Hier findest du eine Liste mit verantwortungsvollen Arbeitgebern, die regelmäßig remote Jobs ausschreiben und hier eine Übersicht von Online-Plattformen, auf denen du gezielt nach ortsunabhängigen Stellen suchen kannst.

Hannah Busing via Unsplash

6. Soziale Verantwortung, Fairness und gute Arbeitsbedingungen

Inwieweit ein Unternehmen mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie oder sogar dem gesamten Geschäftsmodell einen Beitrag zum Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen leistet, ist für viele Bewerber:innen zu einem wichtigen Kriterium geworden. 

Ebenso relevant für dich als potentiell zukünftige Mitarbeitende:r sind die Unternehmenskultur und die Arbeitsbedingungen, die du dort vorfinden wirst. 

Was konkret “gute” Arbeitsbedingungen sind, ist natürlich für jede:n individuell verschieden – für den einen mögen eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie und flexible Arbeitsmodelle besonders wichtig sein, für die andere sind flache Hierarchien und Möglichkeiten zur Mitbestimmung zentral. Einen guten ersten Eindruck, auf welche Aspekte das Unternehmen besonderen Fokus legt, liefert der Nachhaltigkeitsbericht (CSR-Report). Dieser kann in aller Regel auf der Unternehmenshomepage eingesehen werden und enthält ein komplettes Kapitel zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit. 

Aspekte, auf die du in diesem Zusammenhang achten kannst, sind:

  • Gibt es einen Betriebsrat, der die Interessen der Belegschaft vertritt?
  • Setzt sich das Unternehmen aktiv für die Gleichberechtigung von Minderheiten und Gendergerechtigkeit ein? Gibt es so etwas wie eine:n Gleichstellungsbeauftragte:n? Wie hoch ist die Frauenquote auf den Führungseben? Wie divers ist die Belegschaft?
  • Werden freiwillige Sozialleistungen angeboten, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen (z.B. Betriebsrente, Urlaubsgeld, Betriebskindergarten)
  • Wie sieht es mit flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeit und Home Office aus? 
  • Werden Bewerber:innen mit protzigen Dienstwagen gelockt oder wird eine nachhaltige Mobilität für den täglichen Arbeitsweg und Dienstreisen gefördert, z.B. Bezuschussung von ÖPNV-Tickets, Fahrrad-Leasing, Ausschluss von Flugreisen innerhalb Deutschlands für Dienstreisen?

Spätestens beim Bewerbungsgespräch kannst und solltest du dem Arbeitgeber so richtig auf den Zahn fühlen und gezielt zu den Faktoren nachfragen, die dir persönlich besonders wichtig sind.

Einen kompletten Rundumschlag, woran du ein verantwortungsvolles Unternehmen erkennen kannst, bekommst du hier. 

Über die Autorin

Charlotte Clarke

Als Redakteurin und Customer Support bei NachhaltigeJobs ist Charlotte Clarke täglich digital in der großen weiten Welt des Impact Sektors unterwegs. Ihre Mission: Engagierte Jobsuchende und verantwortungsvolle Arbeitgeber zusammenzubringen, die die Vision einer zukunftsfähigen Gesellschaft teilen und den Wandel gemeinsam gestalten wollen. 

Da sie selbst ihren Weg in den Impact Sektor über Umwege gefunden hat, liegen ihr die Themen berufliche Neuorientierung und Quereinstieg besonders am Herzen. Sie möchte Mut machen, dass ein Neuanfang oftmals eine grandiose Entscheidung ist.

Charlotte Clarke ist überzeugt davon, dass Arbeitszeit auch Lebenszeit ist und dass wir dieses kostbare Gut einer Tätigkeit widmen dürfen, hinter der wir als ganze Persönlichkeit mit all unseren Potentialen, Überzeugungen und Werten stehen können.

Über NachhaltigeJobs

NachhaltigeJobs.de ist ein Job- und Karriereportal für Menschen, die einen sinnstiftenden Job suchen, mit dem sie die Welt ein Stück weit positiv gestalten wollen. Die Angebote richten sich sowohl an Expert:innen als auch an Berufsein- und Umsteiger:innen sowie an Studierende. 

Ursprünglich aus einem privaten Nachhaltigkeitsblog entstanden, hat sich die Plattform seit 2012 zu einer der größten deutschen Jobbörsen für den nachhaltigen Sektor weiterentwickelt und verknüpft nicht qualifizierte Jobsuchende mit gleichgesinnten Arbeitgeber:innen.

Das Stellenportal umfasst ein breites Spektrum an Tätigkeitsfeldern, von Corporate Social Responsibility (CSR) über Umwelt- und Klimaschutz bis hin zu Entwicklungszusammenarbeit, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Soziale Arbeit. Mit dem wöchentlichen Newsletter flattern die neuesten Stellenangebote auf Wunsch automatisch ins Email-Postfach. Auch für Arbeitgeber:innen wird ein spezifischer Newsletter angeboten, der über Trends und Entwicklungen in der Nachhaltigkeitsbranche informiert.

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Credit: Daniel Faro - Unsplash

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